Festvortrag Schuljubiläum

Heilige, Lehrerin, Raucherin …

… sind nur ein paar Facetten des Menschen Edith Stein, von denen Frau Dr. Haderlein von der Edith-Stein-Gesellschaft am vergangenen Donnerstag in unserer Aula erzählte. Anlässlich unseres 50jährigen Schuljubiläums luden wir zu ihrem Vortrag „Edith Stein – Inspiration für unsere Zeit“ in die Aula unserer Schule ein.

Edith Stein war über „die Jahrzehnte, den vielen Erlebnissen der Schülerschaft und des Kollegiums und über so manche schulpädagogische Mode hinweg“ stets die feste Größe in der 50 Jahre alten Geschichte der Schule erklärte unsere Schulleiterin Frau Witschen in ihrer Anmoderation. „Der Name war und ist für die Schule Verpflichtung.“ Was lag also näher uns zum Anlass unseres Schuljubiläums einmal mehr mit dem Leben und Wirken der Heiligen Edith auseinanderzusetzen.

Mit Frau Dr. Cordula Haderlein wurde eine anerkannte Expertin zum Leben und Wirken der heiligen Edith gefunden. Frau Dr. Haderlein promovierte nach einem Lehramtsstudium an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg zum Thema „Individuelles Mensch-Sein in Freiheit und Verantwortung. Die Bildungsidee Edith Steins.“ Sie ist nach Stationen als Lehrerin und Schulleiterin seit 2019 fachliche Leitung des Schulamtes Forchheim.

Frau Dr. Haderlein stellte zu Beginn ihres Vortrages klar, dass die philosophischen und pädagogischen Haltungen und Gedanken Edith Steins nicht losgelöst von ihrer Biographie betrachtet werden können. Entsprechend lebendig wurden diese von der Referentin eingeführt. Die drei zentralen Begriffe der Pädagogik Edith Steins sind Individualität, Freiheit, Verantwortung. Bildungsangebote müssen auf den Lernenden angepasst sein. Der Lernende selbst entscheidet, ob er ein solches Angebot annehmen möchte oder nicht.

Freiheit und Verantwortung spielen aber auch für die Aktivistin Edith Stein eine zentrale Rolle. Weithin bekannt ist ihr Engagement als Rotkreuz-Schwester im Ersten Weltkrieg, durchaus auch aus einer zeittypischen patriotischen Haltung heraus. Schmunzelnd verwundert nahm das Publikum auf, dass Edith Stein zugab über diese Zeit zur kaffeesüchtigen Raucherin geworden zu sein. Ebenso unbekannt war wohl den allermeisten im Publikum das politische Engagement Steins während der jungen Weimarer Republik. Als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei setze sie sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein.

Der besondere Glaubensweg Ediths von der gläubigen Jüdin zur Atheistin hin zur katholischen Konvertitin bis hin zur Ordensschwester lässt sich ebenso nur durch ihre Biographie erklären. Der frühe Tod des Vaters, ein enges, aber ambivalentes Verhältnis zur Mutter, die Katastrophe des Ersten Weltkriegs und die Verfolgung der jüdischen Deutschen durch den NS-Staat waren hier prägend. Das grausame Ende, ihr Martyrium in Auschwitz bleibt mit dem Namen Edith Stein ewig verbunden. Frau Dr. Haderlein ist es in ihrem Vortrag allerdings gelungen, über dies hinaus Edith Stein als ein dem Leben zugewandten Menschen, mit all seinen Stärken und Schwächen, auch jenseits klassischer Hagiographie darzustellen.

Dies wurde auch in den anschließenden Gesprächen nach dem Vortrag bei gemeinsamem Getränk und Imbiss deutlich.

Das musikalische Rahmenprogramm wurde von unserem Kollegen Herrn Schäfer (Klavier) gemeinsam mit seiner Tochter und unserer Schülerin Jojanneke (Cello) gestaltet. Dieser wählte die Stücke so aus, dass sie in Bezug auf Edith Steins Leben zeitgenössisch waren. Die Stücke von Hindemith, Martinu und Gardel könnte Edith gekannt haben, gerade auch als begeisterte Walzer-Tänzerin wie Frau Dr. Haderlein bemerkte.

Wir danken allen Beteiligten für die Planung der Veranstaltung und insbesondere Frau Dr. Haderlein für ihren sehr anschaulichen Vortrag!